Warum ihr alles braucht, aber kein CDN

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Mythen der Performance-Optierung

Im Internet gibt es viele Mythen in Sachen Performance-Optimierung. Manche glauben zum Beispiel wirklich, dass ein hoher Pagespeed automatisch auch perfekte Performance bedeutet. Dabei weiß jeder der Ahnung hat, dass Pagespeed oft auch Optimierungen empfiehlt, die wenig Sinn ergeben und sich im Einzelfall sogar eher negativ auf die Performance auswirken.

Für andere ist das sogenannte Content Delivery Network (CDN) eine Art Allheilmittel geworden. Sie brauchen unbedingt ein CDN, davon sind sie schon kurz nach dem Start ihres Blogs überzeugt. Das klingt doch so flott und hochgestochen, das klingt professionell, so etwas muss doch einfach sein. Doch wie es eben meistens ist, stellt ein CDN kein Allheilmittel dar und ist auch für die meisten Nutzer alles andere als angebracht. Überhaupt gibt es nur ganz wenige Website im Netz, die ein CDN benötigen oder wirklich davon profitieren.

Also machen wir einfach mal Schluss mit dem Mythos, dass ein CDN automatisch die perfekte Performance eurer Website garantiert. Warum, wieso, weshalb, erfahrt ihr im Artikel.

Was ist eigentlich ein CDN?

Ein sogenanntes Content Delivery Network (CDN) besteht aus mehreren Servern, die über die ganze Welt verteilt sind. Diese Server sind darauf optimiert, einzelne Dateien besonders schnell auszuliefern und zwar vor allem intelligent. Das bedeutet, dass ein CDN mir blitzschnell Grafiken, CSS-Dateien, Videos oder ähnliches sendet, weil es dafür nicht den Hauptserver nutzt (wo die eigentliche Website gespeichert ist), sondern das Netzwerk der optimierten Server, also das CDN.

Der große Vorteil ist unter anderem, dass ich bei einer Website aus den USA trotzdem einen deutschen Server bekomme, weil ein CDN weltweit über solche verfügt. Statt also die Daten erst aus dem Ausland zu laden, sorgt das CDN dafür, dass ich die Dateien rasend schnell von einem Server aus Deutschland oder einem Nachbarland bekomme, was natürlich wesentlich schneller ist.

Außerdem werden die Dateien nicht mehr nacheinander vom selben Server abgefragt, sondern gleichzeitig von vielen verschiedenen Quellen heruntergeladen. So sind die Inhalte schlussendlich schneller bei mir und der Server der Website wird nicht mit Anfragen für all die kleinen Dateien lahmgelegt.

Optimierung endet mit dem CDN

Das große Problem was ich bei den meisten Anwendern sehe, die sofort ein CDN haben wollen, ist, dass ihnen das nötige Grundverständnis fehlt. Optimierung beginnt nicht mit einem CDN, sie endet eher mit einem CDN. Das bedeutet, dass ihr erst einmal alles, wirklich alles andere in den Griff bekommen solltet und müsst, bevor ihr auf ein Content Delivery Network setzt.

Inzwischen kommen mir immer wieder Blogs unter die Lupe, die ein CDN verwenden, aber nur auf einem billigen Webspace hosten. Blogs, die grundlegende Optimierung einfach mal komplett vergessen, aber unbedingt ein CDN für ihre fünf Bilder brauchen. Ein Content Delivery Network scheint regelrecht “cool” zu sein, da braucht auch keiner hinterfragen ob ein CDN überhaupt Sinn ergibt.

Bei den meisten ergibt es nämlich absolut gar keinen Sinn. Solche Netzwerke sind nicht für winzige Blogs gedacht, sondern für Websites mit extremen Besucherströmen. Für Websites die bereits alles andere optimiert haben, Load Balancing in Perfektion absolvieren und nun mit einem CDN die eigentlichen Server massiv entlasten. Für eure 1.000 Besucher braucht ihr das CDN aber nicht.

CDN ist nicht gleich Spitzenleistung

Stattdessen fehlt es vielen eben an der erwähnten Optimierung. Warum jQuery einbinden, wenn kaum etwas vom Framework genutzt wird? Warum Icon Fonts integrieren, wenn ihr doch nur zwei Icons davon im Design eurer Website verwendet? Warum ist der Browsercache abgeschaltet und warum ist die .htaccess überhaupt nicht optimiert? Warum sind die Bilder nicht ohne Qualitätsverlust verkleinert, wenn das heutzutage schon automatisch per Plugin geschehen kann?

Warum muss bei euch alles dynamisch sein, wo das doch offenkundig für Performance-Probleme sorgt? Es gibt hunderte Stellen an denen Performance-Optimierung ansetzt, aber ganz sicher beginnt sie nicht mit dem hinzufügen eines CDN’s. Nein. Nein! Nein, wirklich nicht.

Nutzen bleibt für Blogger fraglich

Jetzt soll das alles nicht heißen, dass ein CDN ganz und gar überflüssig wäre. Je internationaler eine Website ist, je mehr kann so ein CDN für die nötige Geschwindigkeit sorgen bzw. für den benötigen Schub, um alle Nutzer schnell zu versorgen. Auch bei viralen Inhalten (Werbung, Videos etc.), die sich manchmal extrem verbreiten und dann Ressourcen fressen, sorgt ein CDN für entsprechende Skalierbarkeit. Aber auch dann nur, wenn alles andere ebenfalls optimiert ist und das CDN ein starkes und hoch verfügbares Netzwerk besitzt.

Amazon, Akamai und Co sind hier sinnvoll, nicht etwa Photon (das kostenlose CDN von Jetpack, welches keine deutschen Server besitzt und Websites hierzulande eher verlangsamt). Gespart werden sollte bei einem CDN meiner Meinung nach also nicht. Wenn alles optimiert wurde, wirklich alles, dann kann über die Nutzung eines CDN’s nachgedacht werden. Dann aber bitte auch richtig und nicht mit irgendeinem kostenlosen CDN-Gedöns, denn so etwas funktioniert einfach nicht.

Trotzdem bleibt der Nutzen für ein CDN bei den meisten Bloggern mehr als fraglich. Nur wenige benötigen wirklich ein Content Delivery Network und meistens sind die Kosten dafür anderswo besser eingesetzt.

Christian Pust
WordPress & Onlinemarketing Experte mit über 15 Jahren Erfahrung. Entwickler & CEO von Trackboxx – der Google Analytics Alternative.

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