Performance-Optimierung mit HTTP/2

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Was ist HTTP/2 eigentlich?

Nahezu alle aktuellen Browser unterstützen HTTP/2 und obwohl das Protokoll für einen rasanten Geschwindigkeitsschub sorgen kann, hat sich das bei vielen Bloggern noch nicht so recht herumgesprochen. Überhaupt scheinen viele von HTTP/2 noch nie, oder nur mal kurz gehört zu haben. Kein Wunder, denn viele Hoster haben ebenfalls noch nicht umgestellt und bieten gar kein HTTP/2 an. Zeit also, sich die Technik einmal genauer anzusehen, zu klären was das Protokoll bewirkt und vor allem auch was es überhaupt bringt. Außerdem interessant: HTTP/2 macht viele eurer Wordpress Performance-Optimierungen überflüssig und sorgt dennoch für deutlich schnellere Websites und Blogs. Wie das geht, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.

HTTP/2 im Detail erklärt

HTTP/1.1 existiert seit 1999 und ist seitdem auch der verbreitete Standard. Doch seit 1999 hat sich eben auch eine Menge im Internet verändert. Alles ist irgendwie groß geworden, Websites und Services wurden immer umfangreicher, Portale wie Youtube, Facebook, Twitter, Instagram und Co sind zur täglichen Gewohnheit geworden. Statt nur noch einzelne Seiten aufzurufen, surfen wir hin und her, laden Bilder und Videos hoch, führen unseren eigenen Blog und starten nebenbei noch allerhand Downloads. Zu viel für HTTP/1.1. Es wurde Zeit für HTTP/2 und genau das gibt es seit Mai 2015. Ein neuer Standard, der mehr Geschwindigkeit verspricht. Und obwohl HTTP/2 im offiziellen Standard auch ohne SSL geführt wird, unterstützen die aktuellen Browser HTTP/2 derzeit nur mit einem gültigen SSL-Zertifikat. Doch was macht HTTP/2 nun eigentlich genau und worin besteht der Vorteil?

Die Vorteile von HTTP/2

Der neue Standard lässt sich umfangreich und komplex erklären, doch das wollen wir ja gar nicht. Wir wollen nur die Antwort auf die Frage, was HTTP/2 nun genau macht, wo die Vorteile im Vergleich zu HTTP/1.1. liegen. Server, auf denen Blogs und Websites liegen, schicken Pakete an den Browser. Das Problem ist nun, dass HTTP/1.1 gewisse Grenzen hat bzw. einen ganz genauen Ablauf für die Bearbeitung dieser Pakete vorsieht. Erst werden bis zu acht Verbindungen erstellt, die dann die notwendigen Informationen herunterladen, diese empfangen und wiederum dekodieren. Dann werden wieder bis zu acht Verbindungen aufgebaut, die wiederum die benötigten Dateien der Website herunterladen (unkomprimiert). Nun werden nacheinander alle Dateien angefordert und heruntergeladen. Das braucht, je nach Größe und Anzahl, eine ganze Menge Zeit und wird nacheinander abgearbeitet. HTTP/2 macht nun Schluss mit dem Irrsinn, der so gar nicht mehr in unsere Zeit passt. Mit HTTP/2 wird nur noch eine Verbindung erstellt und die Dateien werden nicht mehr nacheinander, sondern direkt heruntergeladen (komprimiert). Außerdem lassen sich Inhalte priorisieren, sodass zunächst die unbedingt benötigen Ressourcen geladen werden, bevor der unwichtige “Luxus” kommt.

Performance-Optimierungen neu denken

Es ist nun offensichtlich, dass HTTP/2 einen enormen Geschwindigkeitsvorteil verspricht. Denn das was Websites immer wieder stark verlangsamt, ist vor allem das Abarbeiten der einzelnen Anfragen. Performance-Optimierung bedeutete daher bislang vor allem, die Anfragen drastisch zu reduzieren und gewisse Objekte zu bündeln. Ein CSS-Sprite zum Beispiel, statt mehrere kleine Bilder. Das komprimieren und zusammenfassen von Javascript-Code und das Bündeln der verschiedenen CSS-Dateien einer Seite, zu einer einzigen großen Datei. Das alles war nötig, weil sonst jedes File einzeln angefragt werden musste. Eine große Datei wurde aber effizienter geladen, als mehrere kleine, da sie sich im Grunde alle nur gegenseitig blockierten. Doch mit HTTP/2 ändert sich das nun wieder und eure Performance-Optimierungen werden zum Großteil hinfällig und müssen neu gedacht werden. Bündeln ist zum Beispiel nicht weiter notwendig, es ist mit HTTP/2 schlichtweg überflüssig und ineffizient.

Viele Optimierungen werden ineffizient

Genauer gesagt, kehrt sich diese Optimierung wieder um, sodass die zuvor langsame Methode, nun wieder schneller wird. Mit HTTP/2 sind viele kleine Dateien nämlich deutlich schneller geladen, als eine große. Plugins wie Autoptimize oder WP Minify sind nicht länger von Vorteil, sondern eher ein Nachteil. Das waren sie aus meiner Sicht zwar schon immer (weil sie viel zu viele Ressourcen des Servers fressen), doch nun sind sie tatsächlich keine Hilfe mehr. Kombinieren und Bündeln ist unnötig geworden und wird mit HTTP/2 sogar zu schlechteren Ergebnisse führen. Stattdessen gilt es wieder viele kleine Dateien zu laden, statt eine große (Hier ein Online-Test vom CDN-Anbieter Akamai, der das Ganze veranschaulicht). Auch die Anzahl der Anfragen ist mit HTTP/2 vollkommen gleichgültig geworden, eine Optimierung auf eine möglichst geringe Anzahl von Anfragen macht keinen Sinn mehr. Auch die Optimierung bzw. das Aufteilen der Daten via Subdomains, wird mit HTTP/2 ineffizient. Stattdessen muss umgedacht werden.

HTTP/2 reduziert die Serverlast enorm

In Sachen Performance ist HTTP/2 also ein Glücksgriff. Auch profitieren alle davon, die sich bislang nicht um die Performance-Optimierung gekümmert haben. Die, die sich darum gekümmert haben, müssen viele ihrer Optimierungen jetzt nämlich wieder rückgängig machen, um von HTTP/2 bestmöglich zu profitieren. Auch dürften einigen von euch demnächst deutlich weniger Last auf dem Server spüren, denn HTTP/2 reduziert die Verbindungen pro Besucher, was automatisch zu weniger CPU- und RAM-Verbrauch führt. Je nach Testumgebung, reduziert sich der Speicherverbrauch um sage und schreibe 50 Prozent (!). Da kann man schon fast über ein Downgrade in Sachen Serverleistung nachdenken, um damit wieder ein paar Euro beim Hosting zu sparen. Schließlich sinken die Werbepreise nach wie vor und da will jeder Cent zweimal umgedreht werden.

Noch ist HTTP/2 kein verbreiteter Standard

Wer bislang noch nicht umgestiegen ist, kann im Grunde sofort loslegen. Früher oder später wird das Ganze überall der Fall sein, aktuell unterstützen aber vor allem die großen Portale und Websites HTTP/2. Das dürfte auch daran liegen, dass nicht jeder kleine Blog ein SSL-Zertifikat kaufen möchte und auch nicht braucht, dementsprechend auch die Nutzung von HTML/2 wegfallt, da es theoretisch zwar unverschlüsselt funktioniert, die Browser aber nur die verschlüsselte Variante unterstützen. Mich nervt das dezent, denn ich frage mich nach wie vor ´, warum kleine Blogs und Nischenseiten nun unbedingt SSL benötigen, wo sie doch eh keine sensiblen Daten sammeln oder ähnliches senen. Auch wenn HTTP/2 das sicherlich ausgleichen wird, ist eine SSL-verschlüsselte Verbindung grundsätzlich auch erst einmal aufwendiger und langsamer als eine unverschlüsselte Verbindung, mal ganz davon zu schweigen, dass derartige Zertifikate, gerade für ein Unternehmen oder mehrere Domains, recht schnell teuer werden können. Doch bis HTTP/2 überall angekommen ist, wird es wohl eh noch eine Weile dauern. Auch haben viele Hoster noch gar nicht umgestellt, nicht einmal ein Termin für HTTP/2 festgesetzt. Ich denke erst im kommenden Jahr wird das alles langsam in die Gänge kommen, vielleicht gibt es bis dahin dann auch kostenlose SSL-Zertifikate, wie sie derzeit bereits testweise verfügbar sind. Jedenfalls wisst ihr nun was es mit HTTP/2 auf sich hat, was es bringt und was es zu beachten gilt.

Christian Pust
WordPress & Onlinemarketing Experte mit über 15 Jahren Erfahrung. Entwickler & CEO von Trackboxx – der Google Analytics Alternative.

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